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Nr. 3859

Nordlicht

14. Oktober 2008, 00:10 Uhr

Betreff: Hypo Real Estate belastet Genossen

Nicht nur die Lehman-Krise verursacht Problem im genossenschaftlichen System.

Auch die Probleme der Hypo Real Estate binden in den Genossenschaften Gelder. D.h. die Genossenschaften dürfen mit ausbaden, wofür sie ursächlich nicht mit verantwortlich waren.


Aus dem Handelsblatt Online vom 09. Oktober 2008:

Volks- und Raiffeisenbanken betroffen

Hypo Real Estate belastet Genossen
von Sonia Shinde
...
Die Beinahe-Pleite der Hypo Real Estate (HRE) und Geldabflüsse bei der Fondstochter belasten die Volks- und Raiffeisenbanken sowie ihre Spitzeninstitute.

Mit bis zu 4,5 Mrd. Euro steht der Immobilienfinanzierer HRE beim genossenschaftlichen Finanzverbund in der Kreide. Allein bei der DZ Bank hat das Institut nach Handelsblatt-Informationen aus Finanzkreisen rund 1,5 Mrd. Euro Schulden. „Man hofft jetzt, dass die Stützungsmaßnahmen das Schlimmste verhindern“, sagt ein Banker aus dem Finanzverbund.

Die HRE braucht insgesamt 50 Mrd. Euro Liquidität, um der Insolvenz zu entgehen. In zwei Schritten garantieren Banken und Bundesregierung 35 Mrd. Euro. Die restlichen 15 Mrd. Euro sollen über Kredite finanziert werden.

Am Rettungspaket beteiligen sich auch die Kreditgenossen. 500 Millionen Euro kurzfristigen Kredit räumen sie der HRE in einem ersten Schritt ein, 400 Mio. Euro davon trägt die DZ Bank, 100 Mio. Euro die WGZ. Die gleiche Summe kommt auf beide Banken bei Bedarf noch einmal in einem zweiten Schritt zu. Geht die HRE trotz der Stützungsmaßnahmen Pleite, springt die Sicherungseinrichtung der Volks- und Raiffeisenbanken mit 600 Mio. Euro ein.

Auch die Fondstochter Union Investment macht der DZ derzeit Sorgen. Anleger sollen allein am Dienstag fast 700 Mio. Euro Liquidität aus dem Geldmarktfonds Uni Opti 4 abgezogen haben. Der Fonds ist bundesweit mit einem Volumen von rund 22 Mrd. Euro der größte steueroptimierte Geldmarktfonds und galt bislang als absatzstärkstes Produkt der Union Investment.

Ihn stützen die beiden genossenschaftlichen Zentralbanken DZ und WGZ jetzt kurzfristig mit einer Kreditlinie von insgesamt einer Mrd. Euro. Jedes Spitzeninstitut stellt 500 Mio. Euro zur Verfügung, da zusätzlich zu den Mittelabflüssen auch Papiere fällig würden und ein kurzfristiger Liquiditätsengpass auf jeden Fall vermieden werden sollte.

Die DZ stellt darüber hinaus noch einmal 500 Mio. Euro Liquidität an ihre Fondstochter zur Verfügung, da auch der Fonds Uni Money Market Schwierigkeiten haben soll.

Die Union Investment wollte sich zu den beiden Fonds nicht äußern. Allein steht sie mit ihren Schwierigkeiten allerdings nicht da. „Das ist ein Branchenproblem“, räumt ein Konkurrent ein. Abflüsse in ähnlichen Dimensionen gemessen am Fondsvolumen gäbe es auch bei den anderen großen Anbietern. Beobachter vermuten, dass die Äußerungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Spareinlagen seien gesichert, die Fondsanleger besonders stark verunsichert haben.

Sie nähmen nun an, ihre Anlagen seien nicht sicher, so dass sie jetzt massiv Gelder abzögen. Eine reale Gefahr bestehe aber auch im Falle einer Insolvenz der Fondsgesellschaft nicht, da das Fondsvermögen ähnlich wie das Aktiendepot bei einer Bank überhaupt nicht in die Insolvenzmasse fallen würde.

Auf die DZ Bank kommen durch die Beteiligung am HRE-Rettungspaket und durch die Stützung der Union-Fonds insgesamt Belastungen in Höhe von rund 1,8 Mrd. Euro zu. Vor diesem Hintergrund versicherte DZ-Chef Wolfgang Kirsch gestern in einer außerplanmäßigen Telefonkonferenz seinen Aufsichtsräten, dass die Refinanzierung des Instituts für dieses und das kommende Jahr gesichert sei. Allein für die nächsten Wochen stünde eine Liquiditätsreserve von 30 bis 40 Mrd. Euro zur Verfügung.

Die DZ Bank wollte offiziell dazu gestern keinen Kommentar abgeben. Bei der WGZ summieren sich die Belastungen durch die mögliche Unterstützung der HRE und der Fondstochter rein rechnerisch auf rund 700 Mio. Euro. Auch die WGZ will sich offiziell weder zu ihren Engagements bei der HRE noch zu einer Unterstützung des Union Investment Fonds äußern.

Derzeit verhandeln die beiden Spitzeninstitute DZ und WGZ im vierten Anlauf über eine Fusion. Der Finanzverbund verspricht sich von dem Zusammenschluss Einsparungen von jährlich bis zu 150 Mio. Euro.

   

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