Gästebuch zu VR-Bank Marktredwitz eG

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Nr. 991

Aus der Region

17. Oktober 2006, 11:18 Uhr

Betreff: Aus Gründen des Takts .....

Zitat aus dem Protokoll der Vertreterversammlung der VR-Bank Marktredwitz vom 29.06. diesen Jahres: „... und verzichten aus Gründen des Takts auf nähere Einzelheiten.“ Man muss nicht dreimal raten um herauszufinden von wem dieser Ausspruch stammt, es war Vorstandsvorsitzender Reinhold Wolf.

Aus Gründen des Takts (und der Diskretion) zahle ich an Kunden 70.000 € am Samstag aus, um keine anderen Mitarbeiter in Schwierigkeiten zu bringen, weil die Revision schon untersagt weitere Kredite an diesen Kunden zu gewähren. Aus Gründen des Takts zitiere ich dann gute Freunde vor Gericht, weil weder dieses Geld zurückfloss noch erhoffte zusätzliche Beträge den schon rießen großen Abschreibungsbedarf in dem Fall ermäßigten. Aus Gründen des Takts sage ich auch nicht, ob mein neuer Freund Johannes dies schon vor seiner Einstellung als mein Nachfolger wusste. Aus Gründen des Takts sage ich auch nicht, dass mein langer Weggefährte Karl Krämer auch als Zeuge vor Gericht auftreten musste, und was er da zu berichten hatte.

Aus Gründen des Takts hat bei uns die Innenrevision nicht funktioniert, hatten wir eine katastrophale Handhabung des Kreditgeschäftes und eine nicht funktionierende Organisation, so dass im Prüfungsbericht nicht mehr zu vermeiden war, darüber zu berichten. Aus Gründen des Takts haben wir den Aufsichtsrat nicht aufschrecken wollen und ihn über die Risikosituation der Bank unrichtig informiert, oder war es nicht so? Aus Gründen des Takts spreche ich sehr ungern über Angelegenheiten für die ich zwar verantwortlich bin, die aber sonst unangenehme Fragen mit sich bringen könnten.

Aus Gründen des Takts habe ich mich auch bei Manfred Heger für die gute Zusammenarbeit bedankt, obwohl man ihn vor die Tür setzen musste.

Aus Gründen des Takts haben ich (und das schon allein verantwortlich bei der Volksbank in Selb) und meine Vorstandskollegen seither unseren Kunden heimlich beschissen, in dem wir über die EDV-Einstellungen hier ein wenig mitnahmen oder auch da und in dem wir manchmal auch manuell die Wertstellungen so hin drehten, dass man an Zins und Zinseszins schön unauffällig verdienen konnte.

Aus Gründen des Taktes haben wir als eine von wenigen glorreichen Ausnahmen bei unseren Darlehen meist die Stichtagsverzinsung angewendet, obwohl diese für Geschäftsbanken vor Ort absolut unüblich gewesen ist.

Aus Gründen des Takts haben wir nie darüber gesprochen, dass wir wegen der Stichtagsverzinsung und den Wertstellungen und Gebühren bei den KK-Konten plötzlich und in unseren Augen vollkommen unschuldig vor Gericht erscheinen mussten. Aus Gründen des Takts haben wir dieses Prozesse in den Bilanzen und Lageberichten der Bank so lange nicht erwähnt, solange es nur möglich war dies zu vermeiden und keine Risiken darin gesehen, wo ja auch der Verband als Prüfer nichts dagegen hatte. Dass dann die Richter die Dinge anders gesehen haben, dazu haben wir aus Gründen des Takts auch nur hinten rum was zu sagen.

Aus Gründen des Takts haben wir im Vorstandskollegium entschieden Kreditnehmern ihr Sicherungsgut einzuziehen, auch wenn wir danach keine Verwertung vornahmen um den Schaden beim Kunden und bei der Bank reduzieren hätten zu können. Aus Gründen des Takts, haben wir betroffen Kunden nicht gesagt, was mit dem Sicherungsgut passiert ist oder wo wir es gelagert haben. Waren die Lagerungskosten in Tschechien vielleicht um so viel günstiger? Wurde man beim Transport vielleicht überfallen?

Aus Gründen des Takts haben wir in der Regel vermieden die Mitglieder und Vertreter über die tatsächliche wirtschaftliche Situation aufzuklären. Wir haben z.B. lieber erfreut über Mitgliederzuwachs berichtet, als darüber, dass wir diese massiv geworben haben, weil uns sonst die Eigenkapitaldecke zu eng geworden wäre. Wir haben auf einer Fusionsgeneralversammlung lieber ellenlang über die Wiederholung der Schütt-aus-hol-zurück-Aktion erzählt (die wir dann leider doch nicht durchgeführt haben) als mitzuteilen, warum wir in den letzten drei Jahren 11 Millionen DM Kreditabschreibungen zu verzeichnen hatten, warum wir 4 Millionen sonstige betrieblich Aufwendungen verbuchten und was sich dahinter verbarg und das wir einen Bilanzverlust von 1,4 Millionen DM hatten und dafür Rücklagen auflösen und wahrscheinlich Pauschalwertberichtigungen plündern mussten. Nein, wir haben aus Gründen des Takts erklärt wir haben uns gut behauptet.

Aus Gründen des Taktes haben wir nie erwähnt, dass wir in der letzten Dekade 85 Millionen DM Kreditabschreibungen verzeichnet haben, man hätte ja vielleicht nach unserer Mitverantwortung fragen können.

Aus Gründen des Takts haben wir mit dem Genossenschaftsverband eine so gutes Verhältnis gewählt, dass wir unsere Position niemals in Gefahr sahen. Aus Gründen des Takts ist mir inzwischen egal, was ich in der Öffentlichkeit sage. Meine Versprechen habe ich beweisen, dass ich selten halten konnte, warum soll es heute anders sein. Die Suppe ausbaden können andere. Aus Gründen des Takts verbreite ich lieber Stolz und bringe auf meiner letzten Vertreterversammlung auch noch unrichtige Zahlen vor. Es hat ja all die Jahre auch schon bei Heger’s so gut geklappt nichts zusagen als Nebensächlichkeiten und keiner hat’s bemerkt, wieso denn jetzt ausgerechnet? Warum soll ausgerechnet ich jetzt punktgenau zu Abschreibungen, zu hohem Personalstand und unfassbar hohen Prüfungskosten öffentlich was sagen? Ich sag lieber, wir bauen das HOMA-Gebäude um, weil das ja keine Kosten sind, die als Aufwand in ein Jahr fließen? Nein das belastet uns nur viele Jahre. Aber wär ich eigentlich nicht lieber Vorstand des Sportvereins, da kann ich die Hände der Stars drücken? Sind die nicht viel freundlicher, wenn sie ihr Geld bekommen haben?

Aus Gründen des Takts versuche ich, Reinhold Wolf, heute einfach nur noch meinen Hintern über die letzten Wochen zu retten. Schaut mich doch bitte an, wie ich aussehe. Ich bin ein nervliches Wrack, komme kaum noch zum Schlafen und finde nicht mal mehr die Zeit mich zu rasieren. Könnten das auch Ihre Worte sein Herr Wolf?

   

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